Motivation – was wir von Schlittenhunden lernen können

Es ist Winter. Wir wandern im Naturschutzgebiet Egge. Plötzlich ertönt lautes Hundegebell. Das Gebell schwillt zu einem lauten Getöse an. Instinktiv bleiben wir stehen und stellen uns an den Rand des Wanderweges. Wir trauen unseren Augen kaum. Schlittenhunde in unserer Gegend! Wir stehen völlig gebannt da mit offenem Mund.

Der Lenker des Hundeschlittengespanns sieht unsere Faszination und bringt die Meute für ein kurzes Foto zum Stehen. Die Hunde halten diese Unterbrechung kaum aus. Wir spüren ihren inneren Drang weiterzulaufen. Sie sind so voller Power und Freude und daher kaum zu halten. Ich weiß nicht, ob es das Flow-Gefühl bei Tieren auch gibt – für uns wirkt es so. Der Lenker strahlt ebenfalls eine riesen Begeisterung und Freude aus. Wir sind völlig geflasht.
Wir bedanken uns für den Foto-Stop und schon prescht das Gespann wieder los.

Kennst du dieses Flow-Gefühl bei deinen Führungsaufgaben ebenfalls?

„Ich will ein gut funktionierendes Team“ sagt die Führungskraft im Kennenlerngespräch.

„Was genau heißt für dich – gut funktionierendes Team?“  frage  ich.

„Na ja, dass wir alle gut zusammen arbeiten und wir ein gutes Teamklima haben“ lautet die Antwort.

„Aus welchen Gründen, willst du ein gutes Teamklima?“

Mein Gegenüber stutzt über so eine vermeintlich überflüssige Frage. Nach einem kurzen Moment kommt die Antwort:
„Damit wir wenig Reibereien haben, uns an die Regeln halten und so gut performen.“

„Welche Vorteile hast du aus dem guten Teamklima?“ frage ich weiter.

„Ich? –  Ich kann mich dann besser auf mein Tagesgeschäft konzentrieren, wenn ich keine überflüssigen  Konflikte moderieren muss. Alle wissen, was sie zu tun haben, wir haben auch mal Spaß und sind erfolgreich.“

„Würdest du sagen, dass Erfolg für dich ein wichtiges Motiv, für deine Rolle als Führungskraft, ist?“

„Oh ja, natürlich. Wenn mein Team erfolgreich ist, bin ich es auch!“

Moderne Führungskräfte wollen ihre Mitarbeiter entwickeln, motivieren und Aufgaben und Verantwortung übertragen. Im obigen Dialog zeigen sich vermutlich drei Motive für die Führungskraft. Sie will…

  • Erfolg
  • Entspannt sein – Ruhe  im Team und auch für sich
  • Leichtigkeit – Spaß und Freude bei der Arbeit

Motive sind innere Bedürfnisse, die stabil und angeboren sind. Sie sind eng verbunden mit Werten, die sich im Laufe de Lebens verändern werden. Je nach Alter, gesellschaftlichem Wandel rücken neue oder veränderte Werte in den Vordergrund.
Motive dagegen verändern sich im Laufe des Lebens höchstwahrscheinlich nicht.

Je näher der Mensch mit seinen Motiven im Einklang ist, desto zufriedener ist er im Beruf und im Leben allgemein.

Als Führungskraft solltest du deine Motive kennen. Selbstkenntnis ist eine ganz wichtige Voraussetzung, um andere führen zu können; sie fördert zudem den eigenen Reifeprozess.

Was war das Motiv dieser Führungskraft – andere zu führen?
„Was treibt dich an zu tun, was du tust?
Zu führen, weil es dir Freude macht? Zu führen, weil es sich lohnt? Zu führen, weil es sich gesellschaftlich so gehört? Zu führen, weil du dir mehr Macht für Veränderungen wünschst?
Zu führen, weil du gefragt wurdest?

Die Führungskraft überlegt nicht lange und sagt: „Ja genau! Ich bin gefragt worden, als unser damaliger Teamleiter in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist. Wieso die auf mich gekommen sind, weiß ich auch nicht so genau. Wahrscheinlich weil ich da schon 8 Jahre fachliche Erfahrung auf meinem Gebiet hatte.“

„Ok, du wurdest gefragt. Gab es sonst darüber hinaus noch Gründe, warum du dich dafür entschieden hast?“

„Ich fühlte mich schon etwas gebauchpinselt, dass sie mich gefragt haben. Meine Kollegin hätte es sicher auch gern gemacht. Das weiß ich. Sie stichelt auch manchmal von der Seite und sagt: Du als Führungskraft musst das doch wissen. Ich stemple das als Neid ab und sage dazu nichts.“

Wenn in einem agil arbeitenden Umfeld hauptsächlich
schicksalhafte Beweggründeich wurde halt gefragt, weiß nicht warum oder
kalkulative Beweggründeich fühle mich gebauchpinselt und liebe Erfolg
eine Rolle spielen, stellt das keine ausreichende Grundlage für eine wirksame Führung dar.

Welche Motive in einem leben, kann nur jeder selbst erkennen. Motive haben auch eine emotionale Qualität. Ein Mensch, der für seine Aufgabe brennt, hat eine andere Ausstrahlung als jemand, der halt gefragt wurde. Wie der Schlittenhund-Lenker, der mit seiner Ausstrahlung sprachlos macht.

Hat die Führungsperson keine wirkliche Freude am Führen, ist dieses für sie eine bewusste oder unbewusste Last. Die Mitarbeiter spüren das; affektive Lust am Führen kann nicht dauerhaft vorgespielt werden.

Führung heißt: Menschen positiv zu beeinflussen und zu befähigen, über sich selbst hinauszuwachsen.

Vielleicht kann die Lust am Führen auch entfacht werden, wenn die feste Vorstellung – „ich muss soundso sein“ wegfällt.
Wenn der Wunsch zu führen auch aus dem Bedürfnis der Verbundenheit, Fürsorge oder Beziehungsorientierung heraus kommt und nicht ausschließlich aus dem Machtmotiv.
Auch Anerkennung und Stolz auf die eigene Leistung kann ein starker Motivationsantreiber sein. Dann beflügelt das Leistungsmotiv – wir haben etwas geschafft – den Führungsdrang.

Die Führungskraft aus unserem Beispiel erkennt ihr Leistungsmotiv in ihrem Erfolgswunsch. Ferner ihr Motiv nach einer entspannten Arbeitsatmosphäre.

Ihre Aufgabe ist es nun nach dem Bewusstwerden ihrer Motive, diese weiter mit Leben zu füllen.
Sie beschäftigt sich mit der Frage: Wie kann ich meine Motive noch besser leben?
Was genau benötigt mein Team, damit wir mehr Ruhe im Team kreieren können?
In welchen Momenten haben wir Spaß und Leichtigkeit? Was ist da anders?

Der Blick auf die Motive kann eine Initialzündung sein und das Bewusstsein dafür schärfen, dass jeder anders tickt.

Was sind deine Motive, die dich antreiben? Schreibe es gern in den Kommentar.

Share this post

Share on facebook
Share on google
Share on twitter
Share on linkedin
Share on pinterest
Share on print
Share on email