Krieg im Team?

Was sind Deine Gedanken, wenn Du morgens unter der Dusche stehst und an Deinen Arbeitstag denkst? „Auf in den Kampf!“ Oder heute gibt es bestimmt wieder „Grabenkämpfe“.

Meist nutzen wir unbewusst Sprechmuster, die gewaltige und brutale Bilder des Krieges in Erinnerung rufen.

So könnte – ein zugegebenermaßen bewusst zugespitzer Dialog -im Arbeitsalltag aussehen:

Carolin:   „Hi Georg, ich habe ein Attentat auf Dich vor!“

Georg: „Na dann, schieß‘ mal los!“

Carolin: „Unsere Technik-Truppe hat mal wieder den Spieß umgedreht und wir können jetzt die Brocken auffegen! Ich geb‘ mir die Kugel! Hast Du einen Tipp für mich?“

Georg: „Schlag mich tot, ich weiß es nicht! Wir sind heute einfach schlecht besetzt!“

Carolin: „Da kommen in unserem Teammeeting bestimmt wieder die Einschläge auf uns zu.“

Georg: „Reg Dich nicht auf, Carolin. Ich bin mir sicher: die Kollegen gehen darauf heute im Teammeeting nicht ein; das würde den Rahmen sprengen. Geh‘ heute Mittag mal raus; heute ist ein Bombenwetter…“

Gewalt beginnt beim Wort. Die Wortwurzel deutet auf „walten“ hin, mit der Bedeutung „stark sein, beherrschen“ (Duden 2014). Der Volksmund sagt: „Walte Deines Amtes.“

Die kriegerischen Wurzeln vieler Wörter sind uns häufig nicht bewusst. Germanisten der Uni Graz haben rund 400 martialische Begriffe gesammelt und ihre Datenbank im Netz zugänglich gemacht.
Da finden sich weitere Wörter wie „Pulverfass, Zielscheibe, Bombenstimmung, Rüstzeug“ usw.

Worte des Krieges und der Gewalt lenken den Geist in die Bilder des Krieges und der Gewalt. Worte können unbewusste Sprachmusterkoppelungen mit den verbundenen Gefühlen aktivieren:
„Positive Sprachmusterkoppelungen lösen positive Gefühle, schmerzliche Sprachmusterkoppelungen lösen negative Gefühle aus. Negative Sprachmusterkoppelungen lösen schmerzliche Gefühle und unbewusste Prozesse aus, die –vermittelt über neurochemische Transmitter wie Adrenalin und Kortisol- Stress-, Angst-, Bedrohungs-, und gesundheitsstörende Effekte bewirken.“ (Dr. Fleischhut 2012, S.150)

Wenn Du also als Führungskraft den Stress- und damit den Konfliktlevel in Deinem Team reduzieren willst, kannst Du Dir die Frage stellen, wie Du Dein Team darauf sensibilisieren kannst. Hier kommen meine Vorschläge dazu:

Als Erstes geht es darum, das Bewusstsein dafür zu wecken. Wenn Du den Eindruck hast, dass Dein Team gerade unter Hochspannung steht und die Sprachbilder immer gewaltvoller werden, könntet Ihr zwei Flipchart-Blätter im Besprechungsraum aufhängen und Wörter, Sprachwendungen und Schlüsselsätze sammeln, die

Gewalt und Krieg beinhalten und negative Emotionen wie Stress, Angst und Bedrohung auslösen Friedvoll, neutral oder ausgleichend sind und entspannend wirken
Beispiele  
Der Schuss geht nach hinten los. Das schießt mir durch den Kopf. Auf in den Kampf. Halte die Deadline ein! Kräfte bündeln, Kreativität, Achtsamkeit, Respekt, dynamisch, Hand in Hand, Kooperation, Pioniergeist, Ruhe, sinnstiftend, begeistern, talentiert sein, sich in Geduld üben, entspannt sein…

Diese Blätter können laufend über einen Zeitraum von mehreren Wochen bestückt werden. Ihr werdet staunen, was da für wertvolle Erkenntnisse auf Euch warten. Wenn Ihr genug gesammelt habt, wertet Ihr aus.

Bei einem Gedanken- und Gefühlsexperiment lasst Ihr diese Wörter einmal auf Euch wirken: Ihr schließt die Augen und ein Teammitglied liest die gewaltvollen Wörter vor. (Pause mind. 5 Sekunden) Ihr beobachtet, welche Bilder und Gefühle bei Euch auftauchen.
Im zweiten Schritt liest ein Teammitglied langsam die friedvollen Wörter vor (Pause mind. 5 Sekunden) – wie geht es Euch damit? Ihr könnt auch mit der Stimme variieren: mal laut und stakkato und dann leiser und sanfter…

Schaut auch anschließend in Eure Gesichter: was hat sich verändert? Tauscht Euch aus.

Im fortgeschrittenen Step könntet Ihr die gewaltvollen Sprachmuster möglichst vermeiden oder einen Sprachwandel einleiten. Beispiele für einen Sprachwandel könnten so aussehen:

Der Schuss geht nach hinten los. Wir sollten die Risiken gut einschätzen.
Das schießt mir durch den Kopf. Da fällt mir gerade ein… Ich habe eine Idee…
Auf in den Kampf. Lasst uns anfangen.
Lasst uns das meistern.
Halte die Deadline ein! Halte bitte das Datum XX.XX.XX ein! Go Live! (aus der Software-Branche)

Eine lebensbejahende Sprache fördert die Lebendigkeit im Team. Sammelt viele Wortschätze für Euren beruflichen Alltag!

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