Konflikte mit einem Mitarbeiter – Fallbeispiel – Teil 2

Nachdem Frau Weber in ihrem Konfliktklärungsgespräch wieder eine gute Basis mit Sabine gefunden hat, schauen wir uns im weiteren Verlauf des Coachings typische Verhaltensweisen von Mitarbeitern an, die ihren Hintergrund meist aus der Kindheit haben.

Sabines Verhaltensmuster in Konfliktfällen zeigte sich folgendermaßen:

Sie nimmt ihren abgelehnten Urlaubsantrag im ersten Schritt scheinbar ohne erkennbaren Widerstand hin. Sie geht nicht direkt in die Klärung/in den Dialog sondern interpretiert im Stillen das Verhalten der Chefin als Ungerechtigkeit. In dieser schlechten Stimmung neigen Menschen dazu nach weiteren Beweisen zu suchen, die diese These untermauern. Sie stellt sich vermutlich die Frage: Wann hat mich die Chefin schon einmal ungerecht behandelt? Ihr Misstrauen wächst; sie fühlt sich vermutlich ohnmächtig und wütend zugleich. In ihrem Verhaltensrepertoire findet sich das Verhalten der „Bestrafung“. Sie bestraft unbewusst ihre Chefin, in dem Sie Liebe, Anerkennung und Wertschätzung entzieht. Sie denkt sich: „Sie hat mich ungerecht behandelt, also behandle ich sie auch ungerecht.“ Sie fühlt sich bei dieser Vorgehensweise nicht besonders wohl, hat ungute Gefühle und damit passieren ihr vermehrt Fehler. So entsteht ein unproduktiver Teufelskreis.

Psychologisches Hintergrundwissen: Belohnung und Bestrafung als Manipulationstechnik

Das Prinzip der Belohnung und Bestrafung hat ihren Ursprung in der Kindheit. Es dient dem Sozialisierungsprozess des Kindes und gibt Orientierung in gewünschtes und unerwünschtes Verhalten. Zeigt das Kind erwünschtes, positives, angepasstes Verhalten, erhält es eine Belohnung in Form von Anerkennung, Liebe und Wertschätzung oder in Form von materiellen Dingen. Zeigt es jedoch unerwünschtes Verhalten wird es bestraft durch Liebesentzug, Missachtung oder andere Maßnahmen wie Hausarrest, Medien-Entzug oder ähnliches.

Diese Manipulationstechnik des Liebesentzugs ist häufig auch im Berufsleben anzutreffen. Meist geschieht dieses unbewusst; es ist ein aus der Kindheit erprobtes Erfolgsmuster um doch das gewünschte Ziel zu erreichen.

Die im März 2021 durchgeführte Gallup-Studie besagt, dass 68 Prozent der Arbeitnehmer und damit der überwiegende Teil nur eine „geringe emotionale Bindung“ zum Arbeitgeber verspürt. 17 Prozent haben eine „hohe emotionale Bindung“ an ihren Arbeitgeber und 15 Prozent haben eine „keine emotionale Bindung“.

Einer dieser Gründe, der geringen emotionalen Bindung an den Arbeitgeber, kann ihren Ursprung aus ungeklärten Konflikten haben.

Übertragung

Ein weiteres häufig verbreitetes Verhaltensmuster ist das der Übertragung:

Die Mitarbeiterin überträgt, auch meist unbewusst, typische Erlebnisse aus der Kindheit auf die Führungskraft. Vielleicht hat die Mitarbeiterin in ihrer Kindheit häufige Ungerechtigkeiten ihrer Mutter oder einer anderen wichtigen Beziehungsperson ertragen müssen. Die damaligen Gefühle, wie Wut und Ohnmacht sind noch im Unterbewusstsein gespeichert. Die unwirksamen Verhaltensweisen werden von Menschen oft eher halb- oder unbewusst als Gewohnheitsmuster in Stresssituationen ergriffen. Sie werden im Fachjargon auch als „Trübungen“ bezeichnet.

Die Mitarbeiterin wechselt dann in den früheren Seins-Zustand des „Kind-Ichs“; die Führungskraft wechselt, auch meist unbewusst, in den Seins-Zustand des „Eltern-Ichs“.

Eine Kommunikation auf Augenhöhe als Erwachsene ist somit nicht mehr gewährleistet. Beide Konfliktparteien spüren, dass etwas falsch läuft; können es jedoch nicht genau benennen. Also gehen sie sich möglichst aus dem Weg.

Die Lösung

Im Coaching vertiefen Frau Weber und ich diese psychologischen Hintergründe. Sie verhelfen Frau Weber zu vielen AHA-Erkenntnissen. Uns ist dabei bewusst, dass wir keine ausgebildeten Psychologen sind und wir durchaus unsere Grenzen der Analyse kennen. Dennoch bildet dieses psychologische Hintergrundwissen ein äußerst hilfreiches Mittel in der Konfliktvermeidung und Konfliktklärung. Frau Weber erkennt zukünftig diese unwirksamen Verhaltensmodi ihrer Mitarbeiter. Sie selbst macht sich auch ihre eigenen unbewussten Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen bewusst und kann diese bewusster und flexibler steuern. All diese Kenntnisse verhelfen ihr professioneller- auf der Erwachsenen-Ebene und auf Augenhöhe – zu kommunizieren und zu handeln.

Wenn Du ähnliche Muster bei Deinem Konflikt vermutest und Du Lust hast, diese wertvollen Hintergründe zu erforschen, dann klicke unten auf den Link und vereinbare dein persönliches Erstgespräch.

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